Donnerstag, 1. August 2013

    DIE KLEINE H O H E I T

... für die Hybridin
Es war einmal ein kleiner Junge, der lebte in einer auseinander brechenden Familie in einem kleinen Häuschen am Stadtrand. Seine neue Mutter, die noch bis vor kurzem sein Vater war, stand rauchend und kerzengerade am Grill. Der Zartgliedrige sah es aus seinem geöffneten Fenster, wie die Hybridin verloren mit der anderen Hand in den Kohlen stocherte. Gleich wäre Showtime. Die Königin aus dem Nordenland wurde erwartet. Seine Mädchenmutter hörte er in der Küche klappern. Er wusste, wie sie nervös wieder und wieder aus dem Küchenfenster schaute, um die neue Königin zu empfangen.
Wie sie wohl sein würde?
Der Junge fragte sich, was die Hybridin der Mädchenmutter getan hatte. Die Mädchenmutter hatte geschrien, als die Hybridin heute morgen nackt im Schlafzimmer stand, ohne ihre neue Perücke. Der Junge, der aussah wie der kleine Lord, strich sich die blonden Locken glatt und hörte das Brummen eines Autos, das in die Einfahrt bog. Es entging ihm nicht, wie seine kleine Mädchenmutter blitzschnell in den Garten lief, um der neuen Königin den Hof zu machen. Der Junge ging in die Küche und beobachtete, wie die Königin, beladen mit einem großen Picknickkorb dem silbernen Fahrzeug enstieg. Sie hatte ein rehbraunes Muskelshirt mit einem glitzernden Paillettenschmetterling angetan, schillernde High Heels wie die Hybridin sie in letzter Zeit trug und eine enge Jeans. Ihm gefielen die langen, brünetten welligen Haare und ihr gazellenartiger sehniger Körper. Sie war mindestens so schön wie seine Mädchenmutter. Er sah, wie die Mädchenmutter ihr anbot, den Korb zu tragen. Es gefiel ihm, wie die Königin huldvoll lächelnd abwinkte.
Die Erwachsenen schritten umeinander herum, als wären sie Tänzer. Die Königin lächelte und begrüßte ihn. Er ahnte, dass sie ihm etwas Besonderes zeigen würde. Die Königin fragte, "Kannst du Handstand und Radschlag, kleine Hoheit?" "Nein, leider nicht. Oh, bitte, zeig es mir", bat der Junge.
Die Königin schlug elegante Räder und stand gerade auf den Händen wie eine Kerze. Der Junge tat es ihr nach und purzelte dabei lachend ins Gras.
Später beim Essen am fein gedeckten Tisch sah die kleine Hoheit eine eindeutige Verwandtschaft und sagte lächelnd zur Hybridin und zur Königin: "Ihr seid Euch sehr ähnlich, ihr beiden!"
Bei diesen Worten der kleinen Hoheit erlosch der letzte Glanz in den Augen seiner Mädchenmutter. Ihm wurde klar, dass er noch heute mit seiner Mädchenmutter würde weggehen müssen und dass die Hybridin weinen würde. Aber die Hybridin hatte ja die Königin zu Gast, und er würde sie beim Weggehen fragen, ob sie im Haus übernachten werde. Wenn die Königin bliebe, wäre es gut.

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